NSA legt Personenprofile an

“junge Welt” vom 01.10.2013 / Ausland / Seite 1/


US-Geheimdienst kombiniert Bank- und Reisedaten mit Wahlregistern, Telefon- und Internetüberwachung.

Der US-Geheimdienst NSA verknüpft Informationen aus der Internet- und Telefonüberwachung mit vielen weiteren, etwa Bank- und Fluggastdaten, Versicherungsinformationen oder solchen zu Aufenthaltsorten von Personen. Das geschehe sowohl für Ausländer wie auch für amerikanische Staatsbürger, berichtete die New York Times. Die Zeitung berief sich auf Dokumente des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden und Interviews mit namentlich nicht genannten Regierungsmitarbeitern. Aus all diesen Daten erstelle die NSA detaillierte Personenprofile.

Auch Informationen aus US-Wahlregistern oder Steuerdaten fließen demnach in die Analysen des Geheimdienstes ein. Die NSA versuche so, eine »Kontaktkette« von Personen oder Organisationen im Ausland herzustellen, die für den Geheimdienst von Interesse sind. Alle Arbeit sei auf die Tätigkeit als Auslandsgeheimdienst ausgerichtet, sagte eine NSA-Sprecherin der Zeitung. Der Geheimdienst analysiert dem Bericht zufolge massenhaft Metadaten, also Informationen zu Ort, Zeitpunkt und Teilnehmern eines Telefonats oder einer E-Mail. Eine Datenbank namens Mainway habe bereits vor zwei Jahren 700 Millionen Telefondatensätze täglich erfaßt. Einem der New York Times vorliegenden Geheimbudget für den US-Dienst sei zu entnehmen, daß die NSA eine Metadatenbank einrichten möchte, die täglich 20 Milliarden »Ereignisse« erfassen und Geheimdienstauswertern binnen 60 Minuten zugänglich machen soll.

Im US-Kongreß gibt es derzeit Bestrebungen, insbesondere die großräumige Erfassung von Internet- und Telefondaten innerhalb der USA zu erschweren oder zu unterbinden. Laut Spiegel online gibt es zwei rivalisierende Gesetzentwürfe: Einer sähe nur Einschränkungen bei der Sammlung von US-Metadaten vor, etwa, was die Speicherdauer angeht – derzeit werden die Daten fünf Jahre lang aufbewahrt. Ein weiterer Entwurf soll die Vorratsdatenspeicherung im Inland ganz verbieten.

(dpa/jW)

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