Der Geist der Truppe

Gegenwärtig steht die Ministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen – auch Granaten-Uschi genannt – in der Kritik von SPD, Grünen, Bundeswehr Verbandsspitze und einzelnen Politikern ihrer eigenen Partei. Dabei wird versucht, das Geschehen um den Oberleutnant im Jägerbatallion 291 als Ausnahmefall darzustellen, und ansonsten die Bundeswehr als „saubere“ und demokratische Armee zu charakterisieren. Das Gegenteil ist nachweislich der Fall.

Belegt ist:

– die Bundeswehr wurde durch 15 ehemalige Generale und Offiziere der faschistischen Wehrmacht im Eifelkloster Himmerod im Oktober 1950 im Auftrag von Adenauer konzipiert. Spionagegeneral Gehlen stand dabei Pate,

– mit der offiziellen Existenz der Bundeswehr im Jahre 1955 wurden Kasernen und andere Dienststellen u.a. mit Namen von deutschen Kriegsverbrechern aus dem 1. und 2. Weltkrieg und der Kolonialzeit versehen,

– die Führung der Bundeswehr befand sich von Anfang an in den Händen von Generalen und hohen Offizieren der Hitler – Wehrmacht ( Heusinger, Foertsch, Speidel, Ruge usw.,usf.),

– in der Bundeswehr lebt der Geist von Reichswehr und Wehrmacht fort. Beim Feindbild gab es eine Kontinuität,

– rechtes Gedankengut ist in der Bundeswehr verbreitet und wird nur unzulänglich von den Vorgesetzten behandelt bzw. geahndet. Der Militärische Abschirmdienst ist nicht fähig oder will seine Aufgaben nicht erfüllen.

 Diese Auflistung könnte fortgesetzt werden. Neben den politisch und ideologisch bedenklichen Entwicklungen gibt es hinreichend skandalöse Vorkommnisse im Umgang von Vorgesetzten mit Untergebenen. Die Schlagzeilen der Medien geben in den letzten Monaten darüber Auskunft und sollen hier nicht wiederholt werden.

Am Beispiel von vier Generalen a. D. soll im folgenden die geistige Verfassung der Truppe beleuchtet werden:

  1. Generalmajor a.D. Gerd – Helmut Komossa

Neben einer Verwendung im Stabsdienst des Verteidigungsministeriums und als Kommandeur verschiedener Einheiten, war er auch von 1977 bis 1980 der Chef des MAD. Er war zuletzt, von 1983 bis 1985, Befehlshaber des Territorialkommandos Süd der Bundeswehr.

Komossa hat mehrere Bücher geschrieben, so auch jenes mit dem Titel „Die deutsche Karte“. Seine Gedanken im Buch sprechen für sich:

– die deutsche Wehrmacht hatte die besten Soldaten der Welt

– der Korpsgeist von Reichswehr und Wehrmacht wirkt tief in die Bundeswehr hinein

– die deutsche Wehrmacht war bis zum bitteren Ende unpolitisch

– bezogen auf den Warschauer Aufstand ( 1944 ) formuliert er folgendes :

„Es ist schon eigenartig, dass ein Land ( die BRD ) den ehemaligen Gegner rühmt, der damals aus dem Untergrund und aus dem Hinterhalt, entgegen der Genfer Konvention und meist, ohne Waffen offen zu tragen, Soldaten des Feindes tötete.“

Demnach hätten die polnischen Widerstandskämpfer mit ihrem Kampf gegen die faschistische Wehrmacht und SS gegen das Völkerrecht verstoßen. Ähnlich abstruse Auffassungen vertritt Komossa zu Handlungen der Kriegsgegner USA, Großbritannien und Frankreich zum Ende des zweiten Weltkrieges.

Auf Seite 108 des o.g. Buches ist zu lesen:

„Wer immer suggerieren will,…,dass in Stalingrad, Woronesh, am Wolchow, in Minsk und Kriwoi Rog Soldaten des Führers im Kampf um die Eroberung des großen Landes standen – freiwillig, begeistert, brandschatzend, vergewaltigend und mordend – bzw., dass der deutsche Soldat, im Drang zu töten, das Riesenreich Russland erobern wollte, der hat die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts nicht verstanden. Er macht sich der Geschichtsfälschung um den Judaslohn schuldig, als guter Demokrat zu gelten; gleichwohl lügt er ohne Skrupel, obwohl die geschichtliche Wahrheit eine andere, deutliche Sprache spricht,“                                          

„Vorausblickend“ formuliert er künftige Aufgaben der Bundeswehr so :

„Für die rechtzeitige Gefahrenabwehr… bedarf es immer noch großer Anstrengungen… vor allem bei Einsätzen von Bundeswehreinheiten in Asien und künftig vermehrt in Afrika“

oder

„Es scheint sicher: Die NATO wird sich in Zukunft stärker als bisher auf den afrikanischen Kontinent konzentrieren… und sie wird militärische Einsätze auch ohne die USA nicht mehr ausschließen.“

Welch ein „Zufall“ – die Gedanken Komossas sind Wirklichkeit geworden.

Seine geschichtsrevisionistischen und reaktionären Vorstellungen verbreitet er auch über die 1985 gegründete „Gesellschaft für die deutsche Einheit e. V.“, Eine Gesellschaft, gegründet von Personen, die mit der Ostforschung, dem „ Kommunismus“ befasst waren. Diese Gesellschaft wird von der Bundeszentrale für politische Bildung als anerkannter Bildungsträger gefördert.

  1. Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler

Seine letzte Dienststellung war stellvertretender Kommandeur der 1. Luftlandedivision in Bruchsal.

Er war Vorsitzender der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft ( SWG ) in Hamburg. Schwerpunkt dieser Gesellschaft ist konservative Bildungsarbeit. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel in konservativen Publikationen wie dem Ostpreußenblatt u.a.m.. Den „Appell der 100“ hat er unterzeichnet. Dieser Appell richtete sich gegen den Paragrafen, der die öffentliche Leugnung des Holocaust unter Strafe stellt. Er initiierte eine Resolution gegen die Wehrmachtsausstellung. Seine rechtslastigen Aktivitäten sind vielfältig und könnten hier umfangreich ergänzt werden.

Jüngst hat er nun einem Offenen Brief an die Bundesregierung verfasst, der Hetze, Verleumdungen, Geschichtsfälschungen etc. zum Inhalt hat und an Dreistigkeit kaum zu übertreffen ist. Hier einige Beispiele aus dem Inhalt:

„Erstmals in der Geschichte unseres Volkes hat Deutschland eine politische Klasse, die es in aller Öffentlichkeit darauf anlegt, das deutsche Volk, auf dessen Wohl sie verpflichtet ist, gezielt in eine multiethnische, multikulturelle und multireligiöse Bevölkerung zu verwandeln.“

Nach dem 2. Weltkrieg sei nahezu ein Drittel des deutschen Reiches abgetrennt und die deutsche Bevölkerung daraus mit Mord und Totschlag vertrieben worden. Die 45 Jahre Besatzung in Deutschland führte zur Zerstörung der deutschen Seele.

Weiter:

„Eine wesentliche Verstärkung findet dieser Kapitalismus ( gemeint ist insbesondere der US – Kapitalismus ) durch die besonders in Deutschland mächtige Ideologie des Kommunismus, vor allem in der Ausprägung des antifaschistischen Sozialismus.“

„ Nun hat es den Anschein, dass der letzte Akt der deutschen Tragödie angebrochen ist. Die von Außen in Gang gesetzte Masseneinwanderung nach Deutschland führt durch seine grenzenlose Vermischung zu einer ethnischen, kulturellen und religiösen Auflösung von Volk, Nation und Kultur, die bald unumkehrbar ist.“

In diesen Brief meint Uhle-Wetter, es sei Gefahr im Verzuge, und beruft sich dabei auf Gleichgesinnte und zitiert diese:

– Prof. Arnulf Baring „Scheitert Deutschland ?“

– Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“

– General a.D. Schönbohm „ Deutschland schwindet dahin“

– Prof. Johann Braun „nach menschlichen Ermessen hat Deutschland seine Zeit hinter sich“.

Insgesamt ungeheuerlich, wie dreist Generale a.D. , ( jedoch meist erst nach ihrer Pensionierung ) auftreten. Warum wird nicht die strafrechtliche Relevanz geprüft ?

  1. Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhondorf

Er war u.a. Generalstabsoffizier im NATO-Hauptquartier NORTHAG und im Bundesverteidigungsministerium, war zeitweilig Lehrgangsleiter an der Führungsakademie der Bundeswehr. Seine letzte Dienststellung Kommandeur der 1. Panzer-Division in Hannover.

Schultze-Rhondorf publiziert u.a. zur Geschichte des 2. Weltkrieges. In der Vergangenheit trat er als Referent beim Südtiroler Schützenbund (Ermittlungsverfahren der Bozener Staatsanwaltschaft gegen die Teilnehmer) und der Antizensurkonferenz des Schweizer Verschwörungstheoretikers Ivo Sasek auf. In seinen geschichtsrevisionistischen Publikation vertritt er die Auffassung, dass Polen, die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion eine Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkrieges hatten. Er beruft sich dabei auf hinreichend bekannte revisionistische und rechtsextreme Autoren.

Schultze-Rhondorf hat mehrere Offene Briefe an die Bundesregierung, Abgeordnete des Bundestages und namentlich an die Kanzlerin Merkel geschrieben. Darin erteilt er u.a. umfangreiche Ratschläge, was die Regierung unternehmen sollte, um in der Flüchtlingskrise Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Er fordert sogar den Rücktritt von Merkel und die Beauftragung des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer mit den Regierungsgeschäften.

  1. Brigadegeneral a.D. Reinhard Günzel

Seine letzte Dienststellung war Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Calw.

Er wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, nachdem er sich lobend zu einer Rede des MdB Hohmann geäußert hatte. Eine Rede, die eindeutig antisemitisch war.

Nach seiner Versetzung in den Ruhestand hielt er Vorträge, in denen er seine rechtskonservativen Gedanken verbreitete. Günzel hat enge Beziehungen zur rechtsextremen „Jungen Freiheit“. Im Buch „Geheime Krieger“, worin er Mitautor ist, stellt Günzel die Soldaten des KSK in die Tradition der Kriegsverbrecher-Division „Brandenburg“ der faschistischen Wehrmacht. Bereits 1995 soll er bei einer Gefechtsübung von den Angehörigen des KSK „Disziplin wie bei den Spartanern, den Römern oder bei der Waffen-SS“ gefordert haben.

Nun sind die KSK-Einheiten nicht irgendeine Truppe, sondern diejenigen, die jeglicher Kontrolle durch den Bundestag entzogen werden und deren Einsatz deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Völkerrecht kollidiert.

Wer nun zu der Meinung gelangen sollte, dass das Vorgenannte die Ausnahmen sind, der irrt. Bei einer gründlichen Nachforschung ließen sich die Beispiele rechtsextremistischer Handlungen und Überzeugungen in der Bundeswehr zweifelsfrei erweitern. Wie auch nicht anders zu erwarten, wenn hohe Offiziere und Generale mit rechtem Gedankengut wichtige Dienststellungen innehatten oder gar in der Ausbildung von Offizieren tätig waren. Es gibt in der Bundeswehr eine ausgeprägte Traditionslinie im Sinne von Reichswehr, Wehrmacht und Waffen-SS.

Es gibt ein m.E. völliges Versagen des MAD als Abwehrorgan auch und besonders gegen rechte Aktivitäten in der Bundeswehr. Diese nichtsnutzige Einrichtung gehört tatsächlich aufgelöst, denn außer mit Skandalen ist der MAD in der Vergangenheit nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden.

Es gibt nachweislich eine Konzentration rechter Autoren, bei ebensolchen Verlagen, die mehr in das Augenmerk der Gegner dieser Umtriebe geraten sollte.

Der Geist der Truppe, wie er sich z.Z. darstellt, ist keineswegs nur ein Ergebnis der revanchistischen und expansionistischen Politik der CDU / CSU, sondern auch Ergebnis gleicher Politik von SPD und Bündnis 90/die Grünen.

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
K.Rehbaum

07.05.2017