Günter Pelzel ‘Der Fälscher’

Günter Pelzl: Der Fälscher

Günter Pelzl wuchs mit dem Leitsatz auf: »Nie wieder Krieg!« Dafür wollte er etwas tun. Schon als Schüler ließ er sich als Inof zieller Mitarbeiter (IM) des MfS anwerben und wurde überzeugter Kandidat zur Mitgliedschaft in der SED. Nach dem Studium und seiner Promotion im Fach Chemie trat er als hauptamtlicher Mitarbeiter dem Staatssicherheitsdienst bei, wo er von 1976 bis 1990 im Operativ-Technischen Sektor tätig war. 1982 wurde er von der Abteilung »Markierung und Geheimschriften« in die Abteilung 35, »Analyse, Reproduktion und Produktion von Dokumenten«, versetzt und stieg dort bis zum Abteilungsleiter auf. Hier wurden unter anderem argentinische, chilenische, vietnamesische, israelische, libanesische, vor allem aber auch europäische Pässe hergestellt. Es war die Zeit, in der es in der BRD Bestrebungen gab, einen angeblich fälschungssicheren Personalausweis einzuführen. Den Forscher Günter Pelzl reizten die neuen Herausforderungen, und bald genoss er das uneingeschränkte Vertrauen von Kundschaftern, Kurieren und Instrukteuren des MfS, die die gefälschten Papiere benutzten. »Bei meiner Arbeit«, so schreibt der einstige Stasi-Major, »stellte ich mir oft die Frage: Würdest du mit einem deiner falschen Pässe auf die Reise gehen? « 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges legt Günter Pelzl seine unverfälschte Autobiogra e vor und gewährt damit einen tiefen Einblick in einen weithin unterbeleuchteten Bereich des Geheimdienstes der DDR.

Rezension von Werner Großmann:
Vorbildliche Arbeit
Zu jW vom 13.8.: »Im Dienste des Friedens«

Ich begrüße die Veröffentlichung von »Im Dienste des Friedens«, d. h. Auszügen aus dem Buch »Der Fälscher« von Günter Pelzl, in welchem der Autor auch über seine erfolgreiche Tätigkeit als Offizier des OTS (Operativ-Technischer Sektor) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR berichtet. Ich als langjähriger Mitarbeiter und zuletzt Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS der DDR kann der Schilderung der erfolgreichen Tätigkeit vom OTS des MfS nur zustimmen. War diese doch eine wesentliche Unterstützung unserer Aufklärungstätigkeit zum Beispiel in der BRD. Konnten wir doch etwa DDR-Bürger, die sich in unserem Auftrag mit Kundschaftern in der BRD trafen, mit diesen Dokumenten reisen lassen. Das geschah über all die Jahre unserer Tätigkeit ohne jegliche Pannen, deren Ursache das Personaldokument gewesen wäre. Natürlich haben auch wir die Tätigkeit des OTS wesentlich unterstützen können, indem wir zum Beispiel durch Kundschafter in der Bundesdruckerei die erforderlichen Unterlagen beschafften. Von großer Bedeutung war das beispielsweise zu dem Zeitpunkt, als die BRD den sogenannten fälschungssicheren Personalausweis einführte. Mit der Einführung dieses Dokuments waren wir tatsächlich in der Lage, unsere inoffiziellen Mitarbeiter damit auszustatten. Ich selbst habe das einmal praktiziert, indem ich mit einem solchen gefälschten Dokument nach Jugoslawien reiste und mich mit Kundschaftern aus der BRD traf. Damit entging ich der Kontrolle jugoslawischer Behörden, die sicher aktiv geworden wären, wenn ich, wie ansonsten üblich, mit DDR-Diplomatenpass gereist wäre. Aber nicht nur diese Passagen des Buches sind zum Lesen zu empfehlen, sondern das Buch insgesamt. Ich beglückwünsche Günter Pelzl erneut zu diesem Buch und danke dem Verlag für die Veröffentlichung.
Werner Großmann, per E-Mail
Erschienen in der “jungen Welt” vom 17.08.2020

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