Der G20-Gipfel in Hamburg ist über die Bühne und mit ihm auch die Randale, über die noch immer alle reden. Dass das, was in Hamburg geschehen ist, im internationalen Vergleich höchstens eine laute Party war, wird einem schnell klar, wenn man sich den Mittleren Osten ansieht.
In denselben Nachrichten, in denen über das Chaos von Hamburg berichtet wird, als hätte hier der Dritte Weltkrieg stattgefunden, werden die Kämpfe von Mossul oder Aleppo nur am Rande erwähnt. Dort stabilisiert sich die Lage, heißt es beschwichtigend, während statt eines Schwarzen Blocks, Panzer durch die Gassen rollen.
Stimmen bei uns die Relationen noch? Kaum. Das erklärt, warum die eigentliche Headline des G20-Gipfels nirgends zu lesen war:
„Warum hat der König von Saudi-Arabien erst das Hotel Vier Jahreszeiten komplett gemietet und im Anschluss mit Panzerglas ausbauen lassen, um dann spontan seinen Besuch in Hamburg zu canceln?“
Hat dieser Reißschwenk etwas mit der saudischen Pistole an der Schläfe Katars zu tun oder ist da noch mehr im Busch?
Ja. Es hat und es ist mehr.
Am Golf bahnt sich ein Super-Gau an. Der größte Öl-Produzent der Region steht vor einer Implosion, denn die einst stabilen Terror-Bündnisse im Umfeld gewinnen nicht wie versprochen die angezettelten Kriege. Sie arbeiten stattdessen auf eigene Rechnung und jetzt auch gegen die eigenen Auftraggeber.
Status quo ist:
Syrien hat dank stabiler Partner wie Russland und Iran dafür gesorgt, dass Saudi-Arabien, die Türkei, Ägypten und der Rest der Golf-Staaten ihr Gesicht verlieren. Trump dealt mit Putin eine Waffenruhe in Syrien aus und auf Al Jazeera darf Al-Qaida gegen den Iran mobilmachen, während die Regierung in Doha von Teheran mit Anti-Schiffsraketen beliefert wird, um saudische Kriegsschiffe zu versenken.
Das wäre so, als ob die AFD Sarah Wagenknecht einladen würde, damit diese gegen Gauland pöbelt, während Frau Petry Geld an Oscar Lafontaine überweist, damit der sich in Frankreich für Le Pen engagiert. Eine irre Kombination, die am Golf noch bizarrer läuft.
Das Israel verletze IS-Kämpfer, die von Riad finanziert werden, in speziellen Lazaretten wieder zusammenflickt, um sie wieder Richtung Damaskus zu schicken, ist bekannt. Was aber denken sich die Türken dabei, wenn sie die von den USA unterstützten Kurden bekämpfen und in Katar neben den USA jetzt ein eigenes Militärcamp betreiben?
Wer steigt da noch durch? Rainer Rupp!
Die folgenden knapp 60 Minuten kreisen um das Pulverfass und Irrenhaus Middle East, das seit der Westen dort Frau Holle in NATO-olive spielt und Bombenteppichen ausschüttelt, um mehr Demokratie zu wagen, kaum noch wieder zu erkennen ist.
Der saudische König Salman ibn Abd al-Aziz war nicht auf dem G20 und das bedeutet nichts Gutes. Okay, was auf der Schanze passiert ist, war ein lautes Wochenende für HH, aber das, was uns am Golf erwartet, wenn in Saudi-Arabien geputscht wird, kommt dagegen einem Erdbeben gleich. Stärke 9,0.