»Einsam habe ich mich nie gefühlt«

„junge Welt“ vom 21.12.2013 / Wochenendbeilage / Seite 1 /

Gespräch mit James Clark. Über revolutionären Übermut, sinnvolle politische Arbeit und verschlüsselte Kommunikation zwischen den USA und Ostberlin.

Interview: Claudia Wrobel

James Clark hat von 1976 für die Auslandsaufklärung der DDR in den Vereinigten Staaten gearbeitet. 1998 wurde er wegen »Verschwörung zur Spionage« von einem US-amerikanischen Gericht zu einer mehr als zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Mit ihm waren zwei angebliche Mitverschwörer, die US-Amerikaner Kurt Stand und dessen damalige Ehefrau Teresa, angeklagt. Clark lebt heute in Washington, D.C., nur zehn Blocks vom Weißen Haus entfernt. Als ehemaliger Spion erhält er regelmäßig Besuch vom Secret Service, den Sicherheitskräften, die den US-Präsidenten beschützen.

Sie haben für die Auslandsaufklärung der DDR gearbeitet und saßen deswegen in den USA im Gefängnis – jetzt besuchen Sie das Land, für das Sie gearbeitet haben, aber der Staat, für den Sie tätig waren, existiert nicht mehr – wie fühlt sich das an?

Darüber bin ich natürlich traurig. Mein Hauptanliegen für den Besuch in Deutschland war aber, die alten Weggefährten wiederzutreffen. Ich wollte die Freunde sehen und sichergehen, daß es ihnen gutgeht. Sie zu treffen fühlt sich großartig an.

Sie wurden 1976 gefragt, ob Sie für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) tätig werden möchten. Was haben Sie beruflich gemacht, als der Auslandsnachrichtendienst der DDR auf Sie aufmerksam wurde?

Ich hatte gerade meinen Bachelorabschluß in Russisch in der Tasche. War also mit dem ersten Teil meines Studiums fertig, als ich angesprochen wurde. Die HVA schlug mir dann vor, das Studium fortzusetzen. Daraufhin habe ich noch zwei Jahre studiert, um einen Masterabschluß zu machen. Eigentlich wollte ich in Absprache mit den Kollegen aus der DDR auch noch einen Doktor an der George-Washington-Universität machen, aber das war schwierig. Die HVA konnte mich ja finanziell nicht unterstützen, das wäre aufgefallen. Also habe ich versucht, zu promovieren und nebenbei zu arbeiten, aber das ging nicht.

Waren Sie in dieser Zeit auch politisch aktiv?

Bevor ich angesprochen wurde, hatte ich den Kriegsdienst verweigert. Ich hatte eine »Aufforderung zum Dienstantritt« bekommen, sollte also zum Krieg in Vietnam eingezogen werden. Diesen Stellungsbefehl habe ich öffentlich verbrannt. Die Antikriegsbewegung war groß und kraftvoll damals und bestand aus vielen verschiedenen Teilen. Wir haben auch mit Gewerkschaften zusammengearbeitet und streikende Arbeiter unterstützt. Einmal bin ich wegen Landfriedensbruch verhaftet worden. Man kann also sagen, ich war durch meine Aktivitäten politisch belastet. Oder man sagt, diese haben mich für meine spätere Tätigkeit ausgezeichnet.

In der Bürgerrechtsbewegung der USA waren damals viele aktiv. Wie sind die »Talentsucher« der HVA ausgerechnet auf Sie gekommen?

Kurt Stand hat mich vorgeschlagen. Mit ihm und seiner damaligen Frau wurde ich viel später auch wegen Spionage angeklagt und ins Gefängnis gesteckt. Kurt und ich haben uns damals zeitweilig ein Zimmer geteilt. Kurt kam aus einem kommunistischen Elternhaus, und wir stellten schnell fest, daß wir politisch auf einer Wellenlänge lagen. Leider mußten wir den Kontakt abbrechen, als ich mich entschieden hatte, ebenfalls für die HVA zu arbeiten. Alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Als ich mit Kurt im Gefängnis saß, wollte ich ihn natürlich nicht belasten, so daß ich damals niemandem erzählt habe, daß er mich vorgeschlagen hatte.

Wie lief es ab, als Sie von der HVA gefragt wurden, ob Sie zu einer Zusammenarbeit bereit wären? Haben Sie sich auf einen Kaffee getroffen, und der nette Spion, mit dem Sie am Tisch saßen, hat Ihnen ein Jobangebot gemacht?

Nicht ganz. Ich bin nach München geflogen, um Kurt zu treffen. Ich war davon ausgegangen, daß wir von dort nach Portugal weiterreisen, um Interviews über die Nelkenrevolution zu führen. Statt dessen hat Kurt mir in München einen Freund vorgestellt, der etwas zu mir sagte, das ich bestimmt nicht erwartet hatte: »So, wir fahren jetzt nach Berlin. Keine Sorge: Ich bezahle alles.«

Waren Sie davon nicht sehr überrumpelt?

Als ich begriff, daß es nach Ostberlin gehen sollte, verstand ich sogleich, worauf das hinauslaufen würde. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Insofern hatte ich ein wenig Zeit, mich auf die konkrete Frage einzustellen. Die Menschen, die ich in Berlin getroffen habe, wußten bereits, daß ich für die Sowjetunion war. Sie waren auch darüber informiert, daß ich bereits im Knast gesessen und in meiner Jugend in einer Fabrik gearbeitet hatte. Das machte mich vertrauenswürdig.

Sie konnten also ganz souverän reagieren, als die Frage nach der Zusammenarbeit im Raum stand?

Da habe ich keinen Moment gezögert. Es war mein Ziel, sinnvolle politische Arbeit zu leisten. Was mir angeboten wurde, war die beste und sinnvollste Arbeit, die ich mir vorstellen konnte.

Wie sah diese Arbeit aus?

Da die HVA mein Studium nicht finanziell unterstützen konnte, mußte ich mir einen Nebenjob suchen. Also habe ich mich Anwaltsfirmen angeboten, die private Ermittler suchten. Denen habe ich bei der Vorbereitung von Verteidigungen geholfen. Vieles, was ich da gemacht habe, war nur in einem halblegalen Rahmen, aber es hat mir die Türen ins Pentagon geöffnet: Da ich in diesem Job viel Kontakt zu Angehörigen des Militärs hatte, hat das Verteidigungsministerium mich gefragt, ob ich für es arbeiten will. So kam es, daß ich rund sieben Jahre lang einen Job beim Militär hatte.

Wann haben Sie angefangen, für die Armee zu arbeiten?

Militärangehöriger wurde ich erst 1988. Davor war es eher eine Mitarbeit. Danach habe ich mich nur noch einmal mit einem Mitarbeiter der HVA treffen können – in Mexiko. Als ich von dort wieder in die USA eingereist bin, bin ich gründlich untersucht worden. Das war und ist ja so üblich: Wenn man aus den USA raus will, interessiert sich niemand dafür, was du dabei hast – aber wenn du wieder reinkommst. Bei der Zollkontrolle wurde mein Gürtel entdeckt, der voller Geld war. Die Zollbeamten haben versucht, mir daraus einen Strick zu drehen. Aber ich denke, sie haben eher an Drogengeschäfte oder ähnliches gedacht. Diese Episode habe ich dann Ostberlin mitgeteilt, als »besonderes Vorkommnis«, worauf sie sich entschlossen haben, daß wir uns erst mal nicht wieder treffen.

Deutschland und die USA sind durch einen Ozean getrennt. Wie konnten Sie Kontakt halten und solche Informationen weitergeben?

Es gab verschiedene Methoden. Ich habe unter anderem über eine Radiostation, die über Kuba gesendet hat, Informationen bekommen. Diese waren mit einer Art Morsealphabet verschlüsselt. Ich habe in der DDR einen Kurs besucht, um zu lernen, wie ich diese Signale empfangen und entschlüsseln kann. Zur Entschlüsselung hatte ich kleine Zettel mit Nummern drauf.

Und von den USA nach Deutschland? Wie haben Sie Kontakt aufgenommen?

Ich habe Post an Deckadressen in der BRD oder Westeuropa geschickt. Wenn ich in den Besitz von Dokumenten gelangte, die interessant waren, habe ich diese auf Mikrofilm fotografiert. Ein Mikrofilm, der zehn Blatt Papier zeigte, war nur in etwa so groß wie ein Fingernagel. Diesen konnte ich dann in der Post verstecken. Ich habe zum Beispiel ein Buch verschickt und den Mikrofilm in den Buchdeckel eingeklebt.

Sie konnten sich mit niemandem in Ihrer Umgebung austauschen und die DDR war weit weg. Haben Sie sich nie alleine gefühlt und deshalb alles hinwerfen wollen?

Diesen Impuls hatte ich nie. Ich habe einfach immer darauf gewartet, von irgendwem zu hören, was ich tun soll. Mir war bewußt, daß ich auf mich allein gestellt war. Es war für meine Sicherheit enorm wichtig, daß ich mich auch von linken Bewegungen fernhalte. Aber einsam habe ich mich nie gefühlt, denn trotzdem war ich ja immer von Menschen umgeben. Das waren natürlich keine Linken, aber ich hatte viele Freunde, auch innerhalb des Militärs.

Wie war es nach 1989? Hatten Sie Angst, nicht mehr sicher zu sein?

Einmal hatte ich ganz konkret Angst. Das war 1992, und ich hatte aus der Zeitung erfahren, daß mein Führungsoffizier Lothar Ziemer festgenommen worden und in Berlin inhaftiert war. Zur gleichen Zeit hatte ich eine Überprüfung, da meine Sicherheitsfreigabe für das Militär erneuert werden mußte. Diese Leute vom Militärgeheimdienst befragten mich in einem furchtbar kleinen Raum und löcherten mich zu meiner Vergangenheit. Als Sie mich aufforderten, den Treueeid zu schwören, habe ich gedacht, daß sie doch irgendetwas wissen müssen. Ich stand also auf, hob meine Hand und erklärte meine Treue zur Verfassung. Sie erneuerten meine Freigabe. Bis heute weiß ich nicht, ob diese Befragung den Zweck hatte, mich nervös zu machen, oder ob sie wirklich nichts wußten.

Sie sind 1997 verhaftet worden. Haben Sie vorher schon gemerkt, daß Ermittlungen gegen Sie laufen, oder waren Sie überrascht?

Die ersten belastbaren Hinweise auf meine Überwachung gab es 1993. Ich wollte mich in Frankfurt am Main mit Kurt Stand treffen, damit wir Lothar Ziemer besuchen konnten, der mittlerweile aus der Haft entlassen war. Schon im Flugzeug hatte ich bemerkt, daß ich verfolgt wurde. Als letzter stieg ein Mann ein, der sehr leicht als Angehöriger des Militärs erkennbar war. Er setzte sich prompt neben mich und erzählte mir eine launige Geschichte, daß er als Lehrer an einer Militärakademie in Südkarolina arbeite. Wir haben uns die ganze Nacht hindurch unterhalten. Er war sehr darauf bedacht, mir nicht zuviele Fragen zu stellen, sondern wie ein ganz normaler freundlicher Mann rüberzukommen. Dabei benutzte er die typischen Geheimdienstmethoden. Als ich aus dem Flugzeug ausstieg, fiel mir auf, daß er die ganze Zeit an mir »klebte«. Sogar als ich durch die Zollkontrollen und zum Bahnhof ging. Dort hat meine Verfolgung ein Pärchen übernommen, das mir sofort ins Auge sprang, weil es so betont unauffällig aussah. Diese beiden Personen waren die einzigen, die sich so verhielten, daß man sie fast übersah. Sie umarmten sich fest und sprachen leise miteinander. Sie waren die einzigen, die so aufeinander bezogen waren.

Aber ein verliebtes Pärchen, das die Umwelt kaum wahrnimmt, ist doch noch kein Zeichen für Überwachung.

Das stimmt. Um sicher zu sein, ging ich zu den Schließfächern, die in einem Flur waren, der in einer Sackgasse endete. Da waren nur Menschen, die dort wirklich etwas zu tun hatten. Aber das Pärchen folgte mir. Ich beschäftigte mich sehr lange mit einem der Schließfächer, und die beiden blieben die ganze Zeit in Sichtweite. Also traf ich Vorsorge, sie loszuwerden. Ich fuhr mit dem Zug nach Bonn – die beiden immer dicht auf meinen Fersen. Jetzt hatte ich aber ein Problem: Ich mußte wieder nach Frankfurt, um Kurt zu warnen. Also stieg ich in den Zug zurück. Als meine Verfolger ebenfalls im Zug waren, sprang ich wieder raus, so daß sie ohne mich abfuhren. Trotzdem mußte ich ja auch in die gleiche Richtung. Also stieg ich in den nächsten Zug, und am nächsten Halt sah ich die beiden wieder. Sie suchten den ganzen Zug nach mir ab. Als sie mich gefunden hatten, sah man ihnen die Erleichterung an. In Mainz stieg ich wieder aus – die beiden hinterher. Am Mainzer Bahnhof ging ich von einem Bahnsteig zum nächsten. Als sie mich nicht sehen konnten, weil ein Zug zwischen uns war, nutzte ich meine Chance und verschwand. Ich bin in ein Taxi gesprungen und habe mich zum Römisch-Germanischen Museum fahren lassen. Das war der einzige Ort, den ich in Mainz kannte. Dadurch konnte ich sie abschütteln. Dann fuhr ich mit dem Bus weiter nach Wiesbaden und blieb erst mal dort. Der Mann hat in dem Prozeß gegen uns ausgesagt. Er war immer noch wütend auf mich, weil ich sie abhängen konnte. Das war ein schwarzer Fleck in seiner Berufskarriere.

Wie lief Ihre Festnahme ab?

Kurt Stand, seine damalige Frau Teresa und ich wurden am selben Tag festgenommen. Ich arbeitete mittlerweile wieder als Privatdetektiv. Meine Arbeit für das Pentagon machte ja nun keinen Sinn mehr, da ich die Informationen nicht weitergeben konnte. Bei meiner Festnahme hat mein Chef mit dem FBI zusammengearbeitet. Er bestellte mich in die Firmenzentrale – an einem Samstag, als keiner da war. Dort wartete das FBI schon auf mich. Teresa und Kurt wurden in einem Hotel festgenommen. Sie waren dort, weil sie dachten, sie würden sich mit einem Menschen vom südafrikanischen Geheimdienst treffen, der ihnen eine Zusammenarbeit anbieten würde. In Wahrheit war das ein FBI-Agent.

Warum wurden Sie gleichzeitig verhaftet?

Wir wurden unter anderem der gemeinsamen Verschwörung angeklagt und saßen 15 Monate in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat uns ein Angebot gemacht: Wir bekennen uns schuldig und bekommen im Gegenzug geringere Haftstrafen. Auflage war, daß wir alle dieses Angebot annehmen. Kurt wollte das wegen seiner Eltern nicht. Er hätte sie dadurch in Gefahr gebracht. Teresa wollte sich nicht darauf einlassen, weil sie überzeugt war, den Prozeß gewinnen zu können. Mir war klar, daß ich niemals gewinnen konnte, denn sie wußten ja bereits alles über mich. Nach etwa acht Monaten hatte ich auch die Möglichkeit, mich als einziger schuldig zu bekennen. Bei dem Prozeß gegen die anderen beiden mußte ich als Zeuge aussagen.

Welche Anklagepunkte gab es noch?

Neben dem Vorwurf der Verschwörung zur Spionage gab es die Anklagepunkte »Spionage« und »Falschaussage«. Das Angebot, das mir gemacht wurde, war, die letzten beiden Punkte fallenzulassen, wenn ich mich der Verschwörung schuldig bekenne. Diese Anklage bedeutete auch das höchste Strafmaß – in dem Prozeß hätte uns lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe bevorstehen können. Als Zeuge im Prozeß gegen die anderen beiden habe ich trotzdem darauf bestanden, daß wir keine Verschwörer waren. Leider hatten sie unfähige Anwälte, die dem nicht gefolgt sind. Sie haben mich überhaupt nicht dazu befragt. Ihre Strategie war, Teresa als nicht schuldfähig darzustellen. Dies war leider nicht erfolgreich. Teresa und Kurt wurden schuldig gesprochen.

Wie haben Sie sonst den Prozeß erlebt?

Die Anklage versuchte, alles was wir jemals getan hatten, zu einer Verschwörung aufzubauschen. Jedes kleine Detail, das sie finden konnte, wurde gegen uns verwendet. Zum Beispiel haben sie ein Bild gezeigt, das auch mal auf dem Titel des Time-Magazins war. Dort sah man, wie ich mit vielen anderen meine Einberufung verbrannte. Das war mehr als 30 Jahre her. Regelrecht lustig fand ich die Aussage einer ehemaligen Kollegin, die für das US-Außenministerium gearbeitet hat. Sie bestand darauf, mir niemals irgendwelche Dokumente gegeben zu haben. Sagen wir es mal so: Das ist ihre Sicht der Realität.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als herauskam, daß sie als Spion für die DDR gearbeitet hatten?

Ich habe nicht viele Verwandte, aber die meisten von ihnen haben mich unterstützt. Sie kannten mich ja von Jugend an, als Kämpfer für Bürgerrechte und gegen den Krieg. Ehrlich gesagt, waren sie deshalb gar nicht so überrascht. Meine Cousine hat mir sogar einen Brief geschrieben und gesagt, daß sie meine Ansichten teilt. Der einzige, der wirklich negativ reagiert hat, war mein Bruder. Aber es gab keine ideologischen Gründe für seine Ablehnung – er hatte einfach Angst. Als ich verhaftet wurde, hat das FBI ihn ebenfalls verhört. Das hält er mir immer noch vor. Seitdem schreiben wir uns nur hin und wieder. Mein Bekanntenkreis bestand vor allem aus Angehörigen des Militärs. Mit einigen von ihnen hatte ich schon zusammen Russisch studiert. Auch die haben nicht negativ reagiert. Einerseits kannten sie meine Vergangenheit als Bürgerrechtler, andererseits waren sie es gewohnt, daß Menschen in ihrem Umfeld vom FBI verhört werden. Diese Leute kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen.

Sie wurden vor fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Was machen sie seitdem?

Ich bin mittlerweile 65 Jahre alt und im Ruhestand. Ich muß mir also keinen Job suchen, nur um meine Miete zahlen zu können. Ich lebe von einer Art Grundsicherung für Senioren. Nach der Haft stand ich die letzten fünf Jahre unter Bewährung. Deshalb konnte ich erst jetzt nach Deutschland kommen. Solange du Bewährungsauflagen hast, kannst du nicht einfach das Land verlassen. Ich hätte alle Kontakte, die ich treffen wollte, den Behörden mitteilen müssen. Aber ich wollte doch meine alten Freunde aus der Zeit treffen, als ich für die DDR gearbeitet habe. Eine Liste derselben wollte ich den US-Behörden jedoch keineswegs aushändigen. Aber jetzt kann ich mich endlich wieder frei bewegen.

Die DDR gibt es nicht mehr, und Sie saßen im Knast. Bereuen Sie, daß Sie damals diesen Schritt getan haben?

Nein, ich glaube nicht an Reue. Und ich würde es wieder genauso machen. Aber wer würde schon einen Rentner bitten, für ihn zu arbeiten? Mittlerweile bin ich ein Sicherheitsrisiko. Durch meine Vorstrafe könnte man nicht mal mehr meine Anschrift als Deckadresse nutzen.

 

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