35 Jahre Zwei-plus-Vier-Vertrag – Heute vergessen, missdeutet, verletzt

Von Gerhard Fuchs-Kittowski 

Die Verstöße der Bundesregierung gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag werden immer dreister. Aber was tun die Medien an dessen 35. Jahrestag? Sie wenden das Blatt und schieben die Verstöße Russland in die Schuhe. Der Vorsitzende des Deutschen Friedensrates e. V. und Forscher auf diesem Gebiet Gerhard Fuchs-Kittowski analysiert diese Tendenzen in seinem Gastkommentar.

Vor 35 Jahren unterzeichneten nach vier Verhandlungsmonaten die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs in Moskau gemeinsam mit den beiden deutschen Staaten BRD und DDR den Zwei-plus-Vier-Vertrag. Damit beendeten sie 45 Jahre nach Kriegsende die Besatzungszeit über diese Gebiete einschließlich Berlins. Die beiden deutschen Staaten erhielten nationale Souveränität, sodass sie nach eigenem Ermessen eine Vertragsgemeinschaft oder staatliche Vereinigung bilden konnten. 

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Nachruf

Genosse Wolfgang Rausch (geb. 24.04.1940) ist nach langer schwerer Krankheit am 12.08.2025 verstorben.

Mit Wolfgang Rausch verlieren wir einen Genossen und Kundschafter, der auch unter schwierigen Bedingungen immer einen klaren Kopf bewahrte und seine Aufgaben stets erfüllte.

Gemeinsam mit seiner Frau Anita trug er zu einer erfolgreichen Kundschaftertätigkeit bei.

 Wolfgang wurde in Stolp (Pommern) geboren und sein Weg führte nach der Flucht mit seinen Großeltern mütterlicherseits und der kleinen Schwester nach Sandersleben (Sachsen-Anhalt).

Dort besuchte er die Volksschule, später die Berufsschule, wo er als Großhandelskaufmann ausgebildet wurde. Nach erfolgreicher Ausbildung trat er seinen ersten Arbeitsplatz im Außenhandelsunternehmen DIA-Nahrung an. 

1967 heiratete er seine Anita und übernahm gemeinsam mit ihr nachrichtendienstliche Aufgaben.

Nach 1975 arbeitete er im Zentralrat der FDJ und besuchte die Bezirksparteischule.

1990 erfolgte eine zwangsweise Beendigung seiner Tätigkeit für das MfS. Er arbeitete dann nach einigen Bewerbungen bei der Berliner Volksbank bis zu seinem Renteneintritt 2003.

Wolfgang hat immer seine politische Überzeugung behalten und sich gesellschaftlich engagiert.

Wir werden ihn nicht vergessen und auch in seinem Sinne den Kampf fortsetzen.

Im Namen der AG Kundschafter
Karl Rehbaum

„Friedenstage“ in Deutschland

Von Hans Bauer

Pünktlich zum September, dem Monat des Friedens- und Antikriegstages, feiern deutsche Politiker und Manager die Einweihung einer neuen Artilleriefabrik von Rheinmetall in Niedersachsen. Der größten Munitionsfabrik Europas. Bei voller Kapazität eine Produktion von bis zu 350 000 Schuss jährlich. Gefeiert werden auch die zunächst 500 neuen Arbeitsplätze und die damit verbundene Infrastruktur. Mit bis zu 3 000 Arbeitsplätzen wird hier in den nächsten Jahren gerechnet. Papperger, Vorstandsvorsitzender des Konzerns, geht davon aus, dass bis 2027 im gesamten „Defencebereich“ (deutsche Kriegsindustrie) weltweit an 174 Standorten bis zu 500 000 Menschen beschäftigt sind. Eine „Jobmaschine“, wie er es nennt. Die Friedensgespräche hätten eine „gewisse Unruhe“ geschaffen, aber nur „kurzfristig“. Wir alle „wünschen uns Frieden“, heuchelt der Rüstungspräsident, Mitglied in fünf Aufsichtsgremien des Konzerns, und freut sich über Riesengewinne (Interview DLF 8.8.25).

Zeitgleich mit der Einweihung einigt sich das Bundeskabinett im Berliner Kriegsministerium auf ein Gesetz über den „Wehrdienst mit verpflichtenden Elementen“ (Pistorius). Mit „attraktivem Sold und attraktivem Wehrdienst“ besteht Zuversicht auf Freiwilligkeit. Gelingt der freiwillige Zuwachs an Personal von jährlich 20 000 auf insgesamt 260 000 Bundeswehrangehörige bis 2029 nicht, wird per Gesetz Wehrpflicht eingeführt. Die Pflicht zur Musterung ist bereits ab 2027 vorgesehen. Das kleine Scharmützel zwischen Pistorius und Wadephul, ob „Wehrdienst oder Wehrpflicht“, täuscht eine ernsthafte Debatte „zwischen gleichen Brüdern…“ lediglich vor.

Ergänzt wird der Friedensbeitrag mit der Meldung über einen bisher nie erzielten Rüstungsexport Deutschlands von 12,8 Milliarden Euro für 2024. Die „Friedensoffensive“ vervollständigt schließlich Klingbeil mit seinem Versprechen an Kiew, dass die deutsche Regierung für die Ukraine in den nächsten Jahren im Haushalt neun Milliarden Euro jährlich einplane.

Nicht Frieden steht also auf dem Programm, sondern Aufrüstung, Militarisierung und Krieg. Natürlich gegen Russland, wie von Wadephul bekannt: „Russland wird immer ein Feind für uns bleiben“, (2024 in einem Telefonat, an das man nicht oft genug erinnern kann). Und Merz als Vorsitzender des neu gegründeten Sicherheitsrates: „Russland ist und bleibt für lange Zeit die größte Bedrohung in Europa“.

Feind und Marschrichtung sind also klar. Kein Gedanke an eine Volksbefragung, an einen wirklich gerechten Frieden in Europa, an eine Friedenszukunft.

Kriegskredite und Kriegsprofite suggerieren dem Volk ein Wachstum, das tatsächlich nur Wenigen zukommt und – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht nur auf Sand gebaut ist, sondern auf explosivem Grund steht.

Mit einem demokratischen und sozialen dem Frieden verpflichteten Rechtsstaat hat das nichts gemein. Dagegen hilft nur Widerstand, wie ihn sogar das Grundgesetz einräumt. Deshalb unsere besondere Solidarität in diesen Tagen dem Kölner Antikriegs-Camp „Rheinmetall entwaffnen“.

Arbeitsplätze für den Krieg, sozialer Kahlschlag für den Sieg. Das ist Großdeutschland am Weltfriedens- und Antikriegstag 2025.

Hans Bauer ist Vorsitzender der GRH

Zuerst erschienen in den GRH Mitteilungen –ZTG 9-25

Friedenssicherung durch Diplomatie

Anton Latzo zum 70. Jahrestag der Aufnahme offizieller Beziehungen zwischen der UdSSR und der BRD

Die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und einem kapitalistischen Staat war im Jahre 1955 wahrlich keine Sensation mehr. Aber die Regierung der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland weigerte sich bis zu diesem Zeitpunkt, mit der Regierung der Sowjetunion, die den Hauptanteil an der Zerschlagung des Faschismus hatte, diplomatische Beziehungen herzustellen. Sie weigerte sich anzuerkennen, dass die Unterschriften vom 8. Mai 1945 das Ende des „Tausendjährigen Reiches“ besiegelt hatten.

Die Regierung Adenauer wollte auch nicht wahrhaben, dass die bedingungslose Kapitulation des faschistischen Deutschland für eine grundlegende Kräfteverschiebung im Weltmaßstab stand. Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges stand für die Sprengung der imperialistischen Umkreisung der UdSSR. Sie ermöglichte Revolutionen in einer Reihe vom faschistischen Aggressor befreiter Länder Europas und Asiens und führte zur Herausbildung mehrerer sozialistischer Staaten.

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Strategien und Propaganda für die Militarisierung der Jugend

Von Felicitas Rabe

Auf der Veranstaltung “Wie die Jugend militarisiert wird” tauschten sich Teilnehmer des “Rheinmetall-Entwaffnen”-Camps am Freitag über die zunehmende Militarisierung aller gesellschaftlichen Bereiche aus. Die Bevölkerung in Deutschland solle schleichend kriegstüchtig gemacht werden. Zwei Vertreter der demokratisch-sozialistischen Jugendorganisation Yuna erläuterten, warum die Jugend im Zentrum der Militarisierung stehe. Vorgestellt wurden Methoden, mit denen Politik und Militär Jugendliche motivieren, und mit falschen Versprechungen von Abenteuer und Gemeinschaft in den Krieg schicken wollen. Dabei diskutierten die Teilnehmer auch generell über Probleme der jungen Generation, die die Bundeswehr angeblich lindern will.

Gewöhnung an militärische Präsenz in allen Gesellschaftsbereichen

Zur Kriegsvorbereitung gehöre ein stetiger Gewöhnungsprozess an militärische Präsenz, militärische Werte und militärisches Denken in der Gesellschaft, so die Workshopleiterin zu Beginn der Diskussion. An welchen Stellen den Teilnehmern die Militarisierung der Gesellschaft schon aufgefallen sei, fragte sie in die Runde. Die Teilnehmer trugen viele Beobachtungen zusammen:

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